Aachener Parks als Lebensraum: Wilde Ecken für die Biodiversität schaffen

Grüne, Zukunft und Linke wollen extensivere Pflege und mehr Raum für wilde Natur in Randbe-reichen städtischer Grünflächen

Wie viel Wildnis brauchen städtische Parks und Grünanlagen? Deutlich mehr als bisher sagen die Fraktionen der Grünen, Zukunft und Linken und beauftragten daher in der gestrigen Ratssitzung die Verwaltung damit, Laubbläser und Heckenschere auf öffentlichen Flächen sparsamer einzusetzen als bislang üblich.

Dabei geht es den Umweltpolitiker*innen vor allem um die Bereiche des Stadtgrüns, die von den Bürger*innen wenig genutzt werden: Randbereiche und Ecken, die ohnehin schwer zu pflegen sind, aber als Trittsteinbiotope im urbanen Raum eine wichtige Bedeutung haben.

„Hier brauchen wir mehr Raum für eine freie Entfaltung der Natur“, so Julia Brinner, Umweltpolitische Sprecherin der Grünen. „Aufgeräumte“ Park- und Rasenflächen haben aus ökologischer Sicht keinen hohen Nutzwert für Tiere und Pflanzen, da sie keine Schutzräume bieten.


Weniger Pflege für mehr Artenvielfalt

Dies kann aber ohne großen Aufwand verbessert werden: durch das Pflanzen mehrjähriger Wildblumenflächen und Magerwiesen, oder einfach durch weniger intensive Pflege. Wo selten gemäht wird, wo Totholz und Laub nicht entfernt werden, können sich heimische Wildpflanzen ungestört ausbreiten und – insbesondere für Insekten und Vögel – wertvolle Lebensräume entstehen.

Schritt zur Umsetzung der Ziele des FLIP-Projekts und der „Grünen Krone“

Der Antrag soll auch ein Schritt im Sinne des Freiraumkonzepts „Grüne Krone“ sein, das bereits 2018 für Aachen verabschiedet wurde. Die „Stadt-Wildnis“ stellt darin eines von acht Leitbildern dar, an denen sich die Gestaltung und Pflege städtischer Grünanlagen orientieren sollen, um die Entstehung vielfältiger Habitate zu fördern und die Biodiversität zu stärken. Auch die Ziele des FLIP-Projekts von RWTH, StädteRegion und Stadt sollen mit dem Antrag befördert werden: Bis 2026 sollen im Rahmen dieses Projekts städtische Grünflächen im Sinne der Artenvielfalt aufgewertet werden und vielfältige begleitende Bildungsmaßnahmen stattfinden.

Durch den Ratsbeschluss wird die Umweltverwaltung beauftragt, geeignete Flächen zu identifizieren und diese für die Aachener*innen erlebbar zu machen. Denn die Initiative soll auch dazu dienen, auf die Schönheit und den ökologischen Nutzen „ungestriegelter“ Natur in der Stadt aufmerksam zu machen.

„Viele wünschen sich mehr Natur in der Stadt“, so Brinner. „Daher wollen wir einerseits durch Infotafeln oder gezielte Führungen auf das Engagement der Stadt aufmerksam machen, und andererseits ein Beispiel für ökologisches Gärtnern geben. Es wäre schön, wenn viele Menschen dadurch Anregungen für den eigenen Garten mitnehmen.“

Intensiv genutzte Parkbereiche, Bolzplätze und Liegewiesen sind von dem Beschluss explizit nicht betroffen. Diese sollen natürlich weiterhin von der Bevölkerung genutzt und regelmäßig gepflegt werden.

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