Der kalte Winter der Diktatur in Syrien – Solidarität und Hilfe aus Aachen

Franziska Brantner, Grüne Europaabgeordnete, zu Gast in Aachen.

Täglich sterben in Syrien Menschen, die ein Ende der Diktatur von Machthaber Assad herbeigesehnt haben. Diesen Streitern für Demokratie und Menschenrechte galt die ganze Solidarität und Sympathie der Besucher eine Grünen Veranstaltung in Aachen mit der jungen grünen Europaabgeordneten Dr. Franziska Brantner und dem Psychologen Dr. Jamal Sobeh. Er stammt aus Syrien und arbeitet in Aachen. Sobeh hat Familie und Freunde in Syrien und berichtete mit eindrücklichen Bildern, Grafiken, Skulpturen und Karikaturen von der Entstehung der Protestbewegung. Während in vielen Nordafrikanischen Staaten die Diktatoren Schritt für Schritt entmachtet werden, hat der „Arabische Frühling“ in Syrien noch nicht Einzug gehalten. Dort herrscht der kalte Winter der Diktatur.

„Kreativität gegen Brutalität“ war der Titel des Vortrags von Sobeh, der in den nächsten Wochen zu einer humanitären Hilfsaktion in die Türkei und nach Jordanien reisen wird, um Hilfe für die traumatisierten Flüchtlinge zu organisieren. Aber ohne entschiedenes Engagement der UN, das Sobeh und Brantner einforderten, wird der Konflikt in Syrien sich weiter verschärfen. Beide sahen die größte Hürde für eine Lösung im Verhalten Russlands. Putin und seine Machtstrategen unterhalten nicht nur eine Flottenbasis in Syrien, sondern liefern seit langem Rüstungsgüter an Assad.

Franziska Brantner, Sprecherin der Grünen im Europaparlament für Außenpolitische Angelegenheiten, kritisierte aber auch die EU für ihr zögerliches Handeln: „Europa hat ein schwaches Bild abgegeben! Mit den alten Diktatoren wurden Öl- und Waffengeschäfte gemacht. Jetzt brauchen die Völker Nordafrikas Europas Unterstützung. Wenn wir Europäer – und die UNO – zu lange zögern, droht ein fürchterlicher Bürgerkrieg.“ Kleine Hoffnungsschimmer sah sie gleichwohl. Die Arabische Liga hat zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein Mitglieds-Land kritisiert und die UN zum Engagement aufgefordert. Brantner setzt sich für entschlossene Hilfe im Maghreb ein und wird in Kürze nach Libyen reisen.

Von großer Sorge war auch das Publikum der Veranstaltung erfüllt. Unter den vielen Teilnehmern waren auch zahlreiche junge Menschen, vor allem mit arabischen Wurzeln. Sie bedankten sich sehr herzlich dafür, dass ihr Anliegen auch in ihrer neuen Heimat Aachen ernst genommen wird. Am Ende der intensiven und auch kontroversen Diskussion stand der Appell, den Widerstand und Kampf für Freiheit und Menschenrechte auf jede geeignete Art zu unterstützen.

Gibt es Hoffnung? Brantner und Sobeh entdeckten eine überraschende Gemeinsamkeit: Als persönliches Motto lieben sie die Feststellung von Vaclav Havel: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“

Ein Bericht von Jochen Luczak

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