Flüchtlingen in Aachen gemeinsam helfen

Was kann die Kommunalpolitik tun? Krieg und Armut zwingen immer mehr Menschen zum Verlassen ihrer Heimat. Die Stadt Aachen bietet einigen von ihnen ein Zuhause. Mangelnder Wohnraum und schwindende Akzeptanz in der Bevölkerung stellen die Stadt aber vor Herausforderungen.

Jeder Mensch kann helfen, Flüchtlinge in unsere Gesellschaft zu integrieren - sei es durch Patenschaften, Mitarbeit in Vereinen oder durch Spenden, meint Ratsfrau Lisa Lassay.

Krieg und Armut zwingen immer mehr Menschen zum Verlassen ihrer Heimat. Die Stadt Aachen bietet einigen von den teilweise traumatisierten Menschen ein Zuhause. Mangelnder Wohnraum und schwindende Akzeptanz in der Bevölkerung stellen die Stadt vor Herausforderungen. Was kann die Politik tun, um diese Aufgaben zu bewältigen?

Zu diesem Thema luden die Grünen eine Vertreterin der Stadt Aachen, von Anmesty International, Caspar Exchange und vom Eilendorfer Bündnis für Integration ein. Vieles wird bereits getan. Auf gute Information und Vernetzung zwischen Bürgern, Vereinen, Politik und Verwaltung kommt es an.

Wir brauchen mehr Wohnraum!

Derzeit leben 750 Flüchtlinge in Aachen. Tendenz steigend. Alleine im August und September 2014 kamen 200 schutzsuchende Menschen nach Aachen. „Das führt die Stadt an ihre Kapazitätsgrenze“, erläutert Frau Knabe, Abteilungsleiterin für Übergangsheime der Stadt Aachen.

Die Unterbringung erfolge stets dezentral, d.h. nicht mehr als 50 Flüchtlinge an einem Ort. Wichtig sei eine angemessene Verteilung auf alle Stadtviertel. Es gebe zwar eine gute Unterstützung durch die Gewoge, es mangele jedoch massiv an Wohnraum. Da die Gewoge eher in sozial schwachen Gebieten Wohnraum zur Verfügung hat, könne die Gefahr von sozialer Unverträglichkeit verschärft werden. Die Bundesregierung müsse den Kommunen mehr Unterstützung anbieten und den finanziellen Zuschuss erhöhen.

Sprachförderung ist entscheidend

„Das zentrale Anliegen der Flüchtlinge ist es die Sprache zu lernen“, meint Ingeborg Heck-Böckler, Referentin für politische Flüchtlinge bei Amnesty International. Die Menschen seien unglaublich wissbegierig und integrationswillig. Die Untätigkeit mache krank, deshalb sei ein strukturierter Alltag in Form von Sprachkursen unerlässlich. Das Problem sei, dass es Sprachförderung und weitere Integrationsmaßnahmen erst nach einem anerkannten Asylstatus gebe, der bürokratisch langwierig sei. Bei unsicherem Aufenthaltsstatus könne von Seiten der Stadt lediglich der Krankenschutz und eine Unterkunft bereitgestellt werden. Sprachkurse z.B. bei der VHS können nicht bereitgestellt werden. Hier komme es auf das ehrenamtliche Engagement der Gemeinde an.

Perspektivwechsel fördern - Willkommenskultur stärken

Prinzipiell sei die Bevölkerung offen gegenüber den Flüchtlingen, so Ingeborg Heck-Böckler. Das ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Beate Jahn vom Eilendorfer Bündnis für Integration berichtet, dass es das Bündnis schaffte, anfängliche Widerstände der Bevölkerung gegen die Flüchtlinge in Eilendorf in solidarische Unterstützung umzuwandeln.

Um dieses Ziel zu erreichen, sei ein kontinuierlicher Informationsaustausch zwischen Politik, Verwaltung und Bevölkerung wichtig. Die Bürger müssen über die Ankunft der Flüchtlinge informiert werden, z.B. im Rahmen einer Bürgerinformation oder von Sprechstunden. Es brauche eine zentrale Ansprechperson im Bezirk, die bei eventuellen Schwierigkeiten vermitteln könne.

Es müsse auch der Raum gegeben werden, die Ängste der BürgerInnen zu hören und Verständnis dafür zu zeigen. Denn viele Menschen fühlen sich von der steigenden Flüchtlingsanzahl verunsichert. In einem zweiten Schritt müsse die Bevölkerung über die teilweise dramatischen Erlebnisse der Flüchtlinge informiert werden. So könne Mitgefühl geweckt und die Angst vor dem Fremden genommen werden. Hilfreich seien auch Sachspenden aus der Bevölkerung z.B. an Sozialkaufhäuser, mit denen sich die Flüchtlinge dann eindecken können. Denn ihnen fehlt es an allem.

„Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Unsere Keller stehen voll mit Dingen, die oftmals nicht mehr benötigt werden“, so Beate Jahn. Ein Aufruf zu Sachspenden helfe auch die Bevölkerung mit einzubeziehen. Oftmals seien die Menschen froh, mit ihrem „alten Krempel“ etwas Sinnvolles tun zu können.

Was kann die Politik tun?

Vor allem die Bezirksvertretungen seien gefragt, anzupacken und Kontakte zu Kirchen und Vereinen herzustellen, so der Tenor der Runde. Die Bezirksvertretungen seien dem Bürger am nächsten und könnten wertvolle Impulse zur Vernetzung zwischen der Bevölkerung und den Flüchtlingen geben, z.B. durch Vereinspatenschaften oder die Vermittlung von Sprachkursen. „Schließlich geht es darum, den Flüchtlingen die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und der Bevölkerung zu zeigen, dass kulturelle Vielfalt ungemein spannend und bereichernd sein kann“, resümiert Lisa Lassay, GRÜNE Sozialpolitikerin.

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