Genmais statt gentechnikfreie Region in Aachen

Umweltorganisationen und Biobauern protestieren gegen geplanten Anbau.

Umweltorganisationen und Biobauern protestieren gegen geplanten Anbau.

4.3.2005. Im Vorfeld der Sitzung des städtischen Umweltausschusses am 8.3. fordern Greenpeace, NABU Aachen, BUND und Biobauern eine gentechnikfreie Region Aachen und protestieren gegen den geplanten Anbau von gentechnisch verändertem Mais durch die RWTH Aachen. Laut Bundes-Standortregister plant die „AG Terrestrische Ökologie “ des Lehrstuhls für Ökologie, Ökotoxikologie der RWTH, im April 2.500 m⊃2; Mais des Agrarkonzerns Monsanto (MON 810) auszusäen, der das Insektengift Bt-Toxin gegen den Schädling Maiszünsler enthält. Landwirte, die Kirchen sowie die Politik aus der Region sind seit Mitte 2004 in die Vorbereitung einer gentechnikfreien Region Aachen einbezogen. Diese Initiative wird durch den geplanten Anbau massiv gefährdet. Die Verbände fordern von der RWTH einen Anbauverzicht.
Greenpeace Landwirtschafts-Expertin Ulrike Bickel: „Wir begrüßen es, dass die Mitglieder der Aachener Regierungskoalition vor der Kommunalwahl letzten Herbst bekundet haben, dass die Stadt Aachen alle im Stadtgebiet ansässigen Landwirte zu einem Informationsaustausch einladen wollte mit dem Ziel, auf freiwilliger Basis eine gentechnikfreie Zone einzurichten. Bei der Umweltausschuss-Sitzung am 8.3. gilt es nun, klare Schritte zu vereinbaren, wozu der Stadt bereits ein Beschlussantrag vorliegt. Demnach sollte auch in Pachtverträgen von öffentlichen und kirchlichen Flächen der Verzicht auf Gentechnik festgeschrieben werden. Denn über 70% der Verbraucherinnen und Verbraucher lehnen Gentechnik auf den Äckern und in Nahrungsmitteln aufgrund unwägbarer ökologischer und gesundheitlicher Risiken ab“.

Horst Finger von der Erzeugergemeinschaft Mergelwind: „Eine Gentechnikfreie Zone schafft nicht nur mehr Sicherheit für die Verbraucher, sondern auch für uns Landwirte, um die Nahrungsmittelproduktion vor Verunreinigungen durch unkontrollierbaren Pollenflug von Feldern mit Genpflanzen zu schützen.“ Gerade auch konventionelle Bauern befürchten eine Kontaminierung, da sie Futtermais anbauen.

Claus Mayr, Vorsitzender des NABU Aachen, weist darauf hin, dass es alleine in Deutschland mittlerweile über 60 gentechnikfreie Zonen mit mehr als 440.000 ha Fläche gibt, in denen sich über 12.000 Landwirte zum Verzicht auf Gentechnik verpflichtet haben , darunter Merzbach-Neukirchen (Rheinbach) und das Windrather Tal / Velbert in NRW. Mayr: „Für Aachen als „Agenda-21-Stadt“, die sich einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet hat, sollte es selbstverständlich sein, diesen Beispielen zu folgen und damit Verbrauchern, Landwirten und Imkern mehr Sicherheit zu geben!“.

Europäische Nachbarländer sind vorbildlich: In Italien haben sich mit über 500 Kommunen 80% des italienischen Territoriums als Gentechnik-frei deklariert. In Ungarn sind Anbau und Einfuhr des Monsanto810-Maises seit Februar 2005 verboten, da eine Kontaminierung der konventionellen Landwirtschaft befürchtet wird. In Österreich hat die Regierung den Import des Mon810-Maises im Juni 2004 untersagt. In Griechenland, wo 93% aller Bürger/innen die Agro-Gentechnik ablehnen, haben sich alle 54 Präfekturen als Gentechnik-frei erklärt – das erste völlig Gentechnik-freie Land Europas !

Der RWTH-Genmais-Versuch soll u.a. die Auswirkungen des Bt-Toxins auf Wildpflanzen und Insekten wie Schmetterlinge und Käfer untersuchen. Indessen gibt es in Aachen bislang keinen Befall mit dem Maiszünsler. Laut Institutsleiter Prof. Dr. Schuphan fliegen Maispollen bis zu 10 km weit. Eine Koexistenz von ökologischer und konventioneller Landwirtschaft mit genveränderten Pflanzen ohne Kontaminierungen ist daher unmöglich

Der Anbau genveränderter Pflanzen in Deutschland würde mittelfristig das Aus für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion bedeuten, da eine unkontrollierbare Auskreuzung nicht verhindert werden kann, wie bereits Erfahrungen mit Mais und Raps insbesondere in Mexiko und Kanada belegen.

Rückfragen:
Greenpeace, Ulrike Bickel, Tel. 0241/4017743, u.bickel@gaia.de
NABU, Dr. Steffi Ober, 030/28498425; Steffi.Ober@nabu.de
BUND, Dieter Formen, Tel. 0241/501931
Erzeugergemeinschaft Mergelwind, Horst Finger, Tel. 0241/1809613

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