Melanie Seufert zum 8. Mai

Die GRÜNE Fraktionssprecherin spricht in einer sehr emotialen Rede über ihre eigene Geschichte mit dem 8. Mai.

In seiner gestrigen Sitzung hat der Stadtrat eine gemeinsame Erklärung mit allen demokratischen Fraktionen zum 8. Mai verabschiedet.

Unsere Fraktionssprecherin Melanie Seufert hat in einer emotionalen Rede ihre eigene Geschichte und Erinnerungen zu diesem Tag, dem 8. Mai 1945, formuliert:

„Mein Vater wurde im Februar 1945 geboren. Als er geboren wurde, hagelte es Bomben über Karlsruhe. Meine Oma musste ihn in einem Schutzbunker zur Welt bringen. Allein. Mein Opa war an die Ost Front geschickt worden. Ich kann mir kaum vorstellen, was für eine Angst sie gehabt haben muss. Um sein Leben, um ihr Leben, um das ihres Sohnes. 

An das Kriegsende am 8. Mai 1945 erinnerte sich meine Oma immer mit Schmerz und Dankbarkeit.  
Mit Schmerz, weil eine verbrecherische Ideologie, die auf Krieg, Nationalismus, Chauvinismus und Rassenwahn gründete, ihr den Mann nahm und ihren Sohn in Mangel und Hunger aufwachsen ließ.

Aber der 8. Mai 1945 war für meine Oma auch ein Tag der Dankbarkeit. für ein neues Leben in Freiheit und Frieden. 

Am 8. Mai 1945 war mein Vater rund 2 Monate alt. Genauso alt wie mein Sohn heute. 

Heute 75 Jahre danach bin ich dankbar, dass ich nicht das durchmachen musste was meine Oma und mein Vater erlebt haben. Sondern, dass mein Sohn und alle anderen Kinder hier in einem Land aufwachsen dürfen, das aus der Vergangenheit gelernt hat. 

Ich bin dankbar, dass wir hier in einer Stadt leben, die weltoffen und vielfältig ist.
Ich bin dankbar, wir sind dankbar, in einem Europa zu leben, das es für eine lange Zeit geschafft hat, Frieden zu garantieren.

Aber ich bin heute auch voller Sorge um die Zukunft unserer Kinder.
Wenn Menschen aufgrund ihrer Andersartigkeit beschimpft und Hass und Hetze zum Volkssport erhoben werden, dann gefährdet das unsere offene Gesellschaft. Wenn die Nationalstaaten zurückfallen in Nationalismus und Egoismus anstatt Kooperation das internationale System beherrschen, dann gefährdet das den Frieden in Europa und in der Welt. 

All das sind Entwicklungen, denen wir entgegen stehen müssen!

Für die Zukunft unserer Kinder wünsche ich mir, dass hier nie wieder  "Unfreiheit, Intoleranz, Rassismus, Fremdenhass und Antisemitismus" zugelassen werden.   

Wir verabschieden hier heute diese gemeinsame Erklärung als Zeichen dafür, dass wir uns über die demokratischen Parteigrenzen hinweg gemeinsam daran erinnern und! dafür einsetzen, dass sich die Geschichte Deutschlands nicht wiederholt.
Damit nicht nur wir, sondern auch unsere Kinder nie wieder Krieg erleben müssen."

 

 

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