Sind Tihange 2 und Doel 3 sicher?

Eine Studie der deutschen Reaktorsicherheitskommission (RSK) soll dies belegen.

4500 Menschen beteiligten sich am 8. Juli an der Sternfahrt und forderten die Abschaltung von Tihange 2 und Doel 3
Sylvia Kotting-Uhl, MdB und Vorsitzende im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Deutschen Bundestag

Am Sonntag demonstrierten in Aachen etwa 4500 Menschen gegen den Weiterbetrieb der maroden Atommeiler Tihange und Doel und die Initiative "3 Rosen" wird noch in dieser Woche 500.000 Unterschriften an die belgische Atombehörde übergeben, die ein Abschalten der AKWs fordern.

Der Protest in unserer Region ist nach wie vor sehr laut, da kommt die Pressemitteilung vom Montag recht merkwürdig daher:

Aachener Nachrichten: Belgische AKW sind sicher - Eine Expertise der Reaktorsicherheitskommission kommt zu dem Ergebnis, dass die Risse in Tihange 2 und Doel 3 unbedenklich sind.

Sylvia Kotting-Uhl, MdB und Vorsitzende im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Deutschen Bundestag erklärt zur Veröffentlichung des Berichtes der Reaktor-Sicherheitskommission:

Der Vorsitzende der Reaktor-Sicherheitskommission (RSK), Rudolf Wieland, betreibt eine erschreckende Verharmlosung der Probleme in den belgischen Atomkraftwerken Tihange 2 und Doel 3.

Die Reaktor-Sicherheitskommission selbst sieht das Vorgehen von AKW-Betreiber und Atomaufsicht in Belgien auch in ihrer aktuellen Stellungnahme immer noch an zentraler Stelle infrage gestellt. Mithin liefert die RSK sogar selbst den fachlichen Beleg, dass man den Weiterbetrieb der beiden AKW weiterhin nicht gutheißen kann.

Auf dieser Basis eine umfassende Beschwichtigung zu betreiben, ist fachlich äußerst fragwürdig und inakzeptabel. Dass der Vorsitzende der Reaktor-Sicherheitskommission auch noch die Kritik anderer AKW-Expert*innen derart abtut und als Panikmache diskreditiert, ist schon allein deshalb bizarr, weil in der Vergangenheit auch einzelne RSK-Mitglieder das Vorgehen von AKW-Betreiber und Atomaufsicht in Belgien scharf kritisierten.

Ein RSK-Mitglied kommentierte im Jahr 2016, es sei ein „Wahnsinn, was da passiere“. Dass es außerdem zahlreiche Ungereimtheiten in Bezug auf die Risse während der Bauzeit gibt, sollte dem RSK-Vorsitzenden bekannt sein. Doch diese ignoriert er, anstatt sie zu thematisieren. Dieses Verhalten zeugt nicht von einem sicherheitsorientierten, kritischen Geist. Nach wie vor bleiben hinsichtlich des belgischen Vorgehens zentrale Fragen offen und fachliche Kritikpunkte bleiben bestehen. Wir werden ihnen parlamentarisch mit dem gebotenen Nachdruck nachgehen und eine Unterrichtung im Umweltausschuss veranlassen."

Auch Oliver Krischer, Dürener MdB der GRÜNEN, ist von den Aussagen Wielands irritiert, wonach in der Debatte häufig Wissenschaftler gefragt würden, die sich kritisch zu Tihange positionierten. „Dass Wieland anderen Wissenschaftlern Panikmache vorwirft, ist schon deshalb bizarrer Unsinn, weil auch mehrere Mitglieder der Reaktorsicherheitskommission das Vorgehen der belgischen Regierung in der Vergangenheit deutlich kritisiert haben.“ Und Krischer holt noch weiter aus: „Es ist schade, dass bei den Äußerungen von Wieland persönliche Animositäten gegenüber Kollegen anstelle fachlicher Diskussion die Oberhand gewonnen zu haben scheinen.“

 

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