Vollsperrung Aachen-Köln in den Ferien?

Ferienzeit ist Reisezeit: In den Sommerferien 2015 wird das kein Vergnügen, denn die geplante Vollsperrung auf Teilen der Bahnstrecke Aachen-Köln wird für Turbulenzen sorgen.

Schienenersatzverkehr bei 8.000 Reisenden täglich auf der Strecke Aachen-Köln ist ein absolutes 'No-Go', meint Ratsherr Wilfried Fischer.

Wer sich in diesen Herbstferien bereits über Staus auf den Autobahnen, über verspätete und überfüllte Züge sowie verpasste Anschlüsse geärgert hat, den wird die folgende Nachricht alles andere als besänftigen: Geplant ist eine Vollsperrung der Verkehrsader Aachen-Köln in den gesamten Sommerferien 2015!

Natürlich ist die Rede nicht von der Autobahn, auf den verrückten Gedanken käme wohl niemand. Nein, es geht um die Eisenbahn:

„Der Eigentümer der Schienen, die DB Netz AG, agiert ohne Rücksicht auf Verluste und verfügt: Nachdem wir jahrelang auf Verschleiß gefahren sind, werden von Freitag, 26.6.2015 bis Montag, 10.8.2015 die Gleise zwischen Stolberg und Düren komplett gesperrt. Von Aachen bis Stolberg kann nur eins der zwei Gleise benutzt werden“, kommentiert Ratsherr Wilfried Fischer, GRÜNER Sprecher im Mobilitätsausschuss, das Vorhaben der DB Netz. „Fast 8000 Fahrgäste werden werktags während der gesamten Sommerferien täglich von der Vollsperrung betroffen sein. Es ist Hauptreisezeit!“

Fachchinesisch für eine ungeliebte Maßnahme

Die Wortwahl der DB Netz ist zwar etwas verblümt, beschreibt aber einen von allen Bahnreisenden gefürchteten Zustand: Es kommt zur „integrierten Bündelung von Baumaßnahmen“, für die ein „Baukorridor“ geschaffen wird. Fernverkehrs- und Güterzüge werden über Mönchengladbach umgeleitet – die Nahverkehrszüge müssen zwischen Aachen und Düren leider ausfallen:

Schienenersatzverkehr ist der Name dieser Zumutung: Als Ersatz für moderne Züge werden oft veraltete, unkomfortable Busse ohne Klimatisierung aufgeboten, die ihr Gnadenbrot verdienen“, beschreibt Wilfried Fischer den zu erwartenden Zustand. „Die Mitnahme von großem Reisegepäck, von Kinderwagen und Rollstühlen ist dort nicht möglich, weil diese Busse dafür nicht gebaut sind.“ Radreisende werden sowieso stehen gelassen. Aber Moment mal: Es sind Sommerferien, die Leute machen gerne Radtouren, und der Bahn ist das egal? Da geht wohl Kostenkalkulation eindeutig vor Kundennähe.

Unmut ist vorprogrammiert

Die Fahrer der Ersatzbusse werden vieles abbekommen, für das sie aber nichts können: Gibt es Verzögerungen, so steht keine Zentrale zur Verfügung, die den Überblick behält, die Anschlüsse mit den Zügen kennt, oder ggf. für Ersatz sorgt. Verspätet sich der Bus in die eine Richtung, dann sind die Fahrgäste in Gegenrichtung oft ebenfalls gekniffen.

„Über die mehrwöchige Sperrung zwischen Lindern und Erkelenz im September können die Betroffenen jede Menge unschöner Geschichten erzählen“, so Wilfried Fischer. Auch die Kommunikation seitens der Bahn, etwa zur geplanten Vollsperrung am jetzigen Wochenende zwischen Aachen und Stolberg, sei mehr als dürftig, denn in der Presse wird erst am Tag unmittelbar vor der Sperrung berichtet.

„Gelegenheitsfahrer, die kurzfristig nach Köln wollen, werden sich bestimmt sehr über den Schienenersatzverkehr und die längeren Fahrzeiten am Wochenende freuen“, kritisiert Fischer die Kommunikationspolitik des Unternehmens.

Heute schon an morgen denken…

Bislang entsteht der Eindruck, dass die Maßnahme des kommenden Sommers von wenig Interesse ist, auch wenn die Planungen bereits seit Mitte letzten Jahres bekannt sind. Doch wird die Situation im nächsten Jahr akut, dann sind die Klagen groß – zu Recht! Was machen wohl die betroffenen Fahrgäste?

„Jeder, ob Urlauber oder Berufspendler, muss sich selbst eine Lösung suchen, andernfalls wird sich die Fahrzeit nach Köln wahrscheinlich verdoppeln“, vermutet Wilfried Fischer. „Zwei Stunden am Tag sind noch eine verträgliche Zeitspanne. Aber wenn man plötzlich doppelt so lange unterwegs ist, inklusive Umsteigen in schäbige Ersatzbusse, dann wird jede Zumutbarkeitsgrenze gesprengt.” Das gälte es unbedingt zu verhindern. Stadt und Städteregion Aachen, der Aachener Verkehrsverbund (AVV) und der Nahverkehr Rheinland (NVR) müssten hier zusammenhalten, sich schützend vor die Fahrgäste stellen und die siebenwöchige Vollsperrung verhindern.

„Es darf nicht auf Kosten der Fahrgäste gespart werden!“, mahnt Fischer. „Die Strecke nach Köln muss für Nahverkehrszüge offen bleiben, wenn auch nur eingleisig. Die Fahrzeit zwischen Aachen und Köln darf sich maximal um 20 Minuten verlängern. Wir brauchen gerade in den Sommerferien klimatisierte Züge mit funktionierenden Toiletten, in denen wir Kinderwagen, Fahrräder, Rollstühle und Reisegepäck mitnehmen können.“ Schienenersatzverkehr mit Bussen ist und bleibt bei dem hohen Aufkommen an Reisenden auf der Strecke ein absolutes No-Go.

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