Große Chance vertan: Büros statt Wohnungen – der Aachen Kompass zeigt bei manchen in die falsche Richtung.

Das neue Planungstool wird erstmals an drei Flächen erprobt. Aber nicht alle sind dafür geeignet.

Das neue Planungstool zur dynamischen Weiterentwicklung des Masterplans Aachen 2030 durch die Betrachtung von Teilräumen wird erstmals an drei Flächen erprobt.

Wir Grünen wollten hier einen klaren Schwerpunkt auf den Wohnungsbau und gemischte Bauflächen legen. Im Planungsausschuss wurden wir allerdings überstimmt und eine Fläche ausgewählt, für deren Entwicklung niemand einen Kompass braucht, um zu wissen, dass dies ein Büro- und Gewerbestandort ist.
 

In der Sitzung des Planungsausschusses am 5.5. stand die Auswahl von drei Grundstücken für den sogenannten Aachen Kompass auf der Tagesordnung. Der Kompass wurde im vergangenen Dezember als neues Instrument eingeführt, das dazu dienen soll, die „Begabungen“ einer Fläche zu analysieren.

Was ist damit gemeint? Anstatt festzulegen, dass ein Grundstück z.B. als Gewerbefläche genutzt werden soll, weil es grundsätzlich dafür geeignet ist und Bedarf besteht, basiert der Aachen-Kompass auf einer ganzheitlichen Analyse, die die Auswirkungen der verschiedenen möglichen Nutzungen auf die gesamte Stadt berücksichtigt.
Welche Auswirkungen hat eine Bürobebauung auf das Verkehrsaufkommen in diesem und anderen Stadtvierteln? Wie würde sich eine gewerbliche Nutzung auf angrenzende Naturschutzgebiete auswirken, und welche Lärmentwicklung ist bei einer Mischbebauung aus Wohnungen und Gewerbe zu erwarten?

Beteiligt sind an dem komplexen Verfahren ein Planungsbüro sowie alle relevanten Fachbereiche der Verwaltung.

Dieser Kompass soll nun in einer ersten Phase an drei konkreten Flächen erprobt werden, über die der Planungsausschuss nun entschieden hat.

Einvernehmlich ausgewählt wurde eine Fläche an der Sittarder Straße oberhalb des Grauenhofer Wegs (Übergang Driescher Hof/Forst), sowie die Gemengelage zwischen Jülicherstraße und Wurm zwischen Talbotstraße und Berliner Ring. Als dritte Fläche wurde gegen die Stimmen der Grünen der Stadteingang Nord-West (Laurensberg) im Bereich zwischen Kackertstraße/Henricistraße gewählt.

Während die ersten beiden Flächen gut in den Prozess passen, ist der Stadteingang Laurensberg aus doppelter Hinsicht völlig ungeeignet:

Erstens gibt es über dieses Gebiet bereits umfassende Untersuchungen und damit eine Grundlage, um in eine differenzierte Beplanung einsteigen zu können. Nun müssen aber alle Beteiligten zunächst auf das Ergebnis der Kompass-Untersuchung warten, um dann zu entscheiden, wann und in welcher Form mit den Planungen für dieses Gebiet begonnen werden kann.

Zweitens – und das ist viel gravierender – wird hier das wertvolle Werkzeug des Aachen Kompass an einer Fläche eingesetzt, die das Instrument nicht braucht. Stattdessen werden andere, aus unserer Sicht viel wichtigere Flächen z.B. in Richterich um mindestens ein Jahr zurückgeworfen, da die Kapazitäten in der Verwaltung unnötigerweise für die Begleitung der Untersuchung dieses Gebiets am Stadteingang Laurensberg gebunden werden.

Hier wurde ohne Not eine Chance vergeben, den Wohnungsbau in Aachen voran zu bringen.

Aus Grüner Sicht sollte der Aachen Kompass – durch die Auswahl vielseitig begabter Flächen – dringend in diese Richtung nachjustiert werden.

Zurück