Michael Rau und das „Grüne Projekt“

Einige persönliche Gedanken zum Tod unseres politischen Weggefährten und Freundes Michael.

Michael - einer unser strategischen Köpfe, dabei warmherzig, humorvoll und zugewandt. (c) Tina Hörmann
Als Architekt waren Baustellen Michaels zweites Zuhause. Hier beim Besuch der Elbphilharmonie in Hamburg. (c) Achim Ferrari

Einige persönliche Gedanken zum Tod unseres politischen Weggefährten und Freundes Michael – was war er für ein Mensch und was hat uns mit ihm verbunden, verbindet uns mit ihm?

Michael ist 1976 zum Architekturstudium nach Aachen gekommen. Viele Menschen verbinden ihn und seinen Namen seit dieser Zeit etwa mit der Hausbesetzung des Höferhaus, einem alten Kloster in der Rütscherstraße (noch heute ist ein Teil davon vorhanden und zu Studierendenwohnungen umgebaut). Oder auch mit der Besetzung des Templergrabens (vierspuriger Ausbau der Grabenrings) und der „Guerilla-Aktion“ des Malens von Radschutzstreifen – dereinst eine unerhörte Aktion im ehrwürdigen Aachen; dem Vernehmen nach kommentierte damals Oberbürgermeister Kurt Malangré, dass das „Radfahren nur eine Modeerscheinung“ sei, die auch wieder vorbeigehe.

„Basisgrün“ von Anfang an
Michael gehörte zur Basisgruppe Grüne Alternative Liste, die dann mit den Grünen verbunden im Jahr 1984 die erste grüne Ratsfraktion stellt. Michael war in der ersten Ratsfraktion schon wohnungspolitischer Sprecher (seit 1984 dabei) und ab der zweiten Runde immer Ratsherr. Er war früh in der Fachschaft Architektur engagiert: Hier entstanden die Kontakte und die Freundschaften zu Gisela Nacken, Achim Ferrari, Hermann Pilgram, die sich über die Jahrzehnte forttrugen.

Von Anfang an und durchgehend bis zu seinem (vorzeitigen) Tod am 22.12.2021 war Michael mit Herz, Verstand und Seele politisch engagiert. Es begann damit, dass die Studierenden und auch die Professor*innen u.a. die Studienordnung Architektur verändern wollten, die noch von 1936 stammte. Die Architekturstudierenden sollten nicht mehr nur theoretisch lernen, sondern ihre Arbeit auch praktisch umsetzen. So wurden sie früh Teil der Stadtplanung in Aachen. Vielleicht stammt aus dieser Zeit Michaels Mantra „machen, einfach machen!“, das uns immer ein Antrieb und Ansporn war - und bleibt.

Zwei Dinge prägten ihn beruflich:

- Gründer des Architektenbüros „Glashaus“: Ökologisches Bauen mit hoher Qualität (Kitas, Schulen, Altbausanierungen…), städtebauliche Wettbewerbe hat er mitbegleitet

- Die Mieterselbsthilfe hat er mit aufgebaut

Als Planungspolitiker hat er immer die Wege der Stadtentwicklung maßgeblich begleitet. Politik fasst die Grundsatzbeschlüsse und verliert sich nicht im „Klein-Klein“ der Umsetzung, so seine Devise. In der Politik hat er angetrieben, vorangetrieben und für Mehrheiten gesorgt. So war der Elisengartenumbau, der Katschhof, das Centre Charlemagne und endlich auch der Abriss Büchel möglich. Er hat den Weg bereitet.

Was Michael menschlich auszeichnete, haben im Folgenden einige von uns auf den Punkt gebracht:

„Michael hatte die hohe Gabe, immer andere Menschen mitzunehmen. Er war großzügig, immer andere Menschen fördernd und konnte Erfolge gut abgeben. Ein humorvoller, grundanständiger Mensch, der anderen immer offen und ehrlich begegnet ist.“

„Michael war sehr klar und fachlich in der Sache, hat aber nie persönlich politische Gegner angegriffen. Er ist immer allen mit Wertschätzung begegnet. Seine hohe Fachlichkeit ist weit über die Grenzen der Politik anerkannt.“

„Von Anfang an ist Michael ein politischer Stratege gewesen und der strategische Kopf der Grünen in Aachen. Er war einflussreich und gleichzeitig hatte er eine Bescheidenheit, er musste sich nie in die erste Reihe stellen – obwohl er da immer stand. Er hat demokratische Abstimmungen immer akzeptiert, auch Niederlagen.“

Wo stand er jetzt gerade
Mit der starken Grünen Mehrheit konnte er richtig loslegen, seinen Traum vom grünen Projekt weiter verwirklichen. Mit Johannes Hucke zusammen hat er in vielen Hintergrundgesprächen mit RWTH, Sega, den „Stadtmachern“ und vielen anderen die Ideen und Visionen zum Altstadtquartier Büchel, Lust for life, Campus, Theaterplatz vorangetrieben.

Michaels Tod ist nicht nur ein persönlicher Verlust, es ist ein Verlust für die Stadt. Wir werden seinen Politikstil weiterleben und in Ehren halten. Er wird uns und der Stadt fehlen – mit seiner Fachkompetenz, seinen Visionen und seiner einzigartigen Menschlichkeit.

Wir nehmen seinen Spirit, seine Vision für das grüne Projekt mit. Wir sind mit ihm zu einer starken Gruppe gewachsen, wir stehen zusammen, um seine Visionen weiterzuentwickeln und werden respektvoll und fair in seinem Sinne wirken. Wir möchten diesen Nachruf mit einem persönlichen Statement von Johannes Hucke schließen, für den er Mentor, Freund und Vorbild war:

„Michael war in seiner Großzügigkeit und in seiner Freude darüber, dass wir in seinem Umfeld wachsen und stark werden konnten ein Vorbild, Freund, Kumpel und großer Bruder. In den letzten drei Jahren haben wir unfassbar intensiv zusammengearbeitet.

Er hinterlässt eine große Lücke, aber eben auch eine tolle und starke Gruppe von Menschen in der AG und in der Fraktion.

Wir können, ihn im Herzen tragend, das fortsetzen, was er mir gegenüber immer “das Grüne Projekt” nannte und für das er mehr als drei Jahrzehnte gelebt und gebrannt hat. Insofern haben wir als Ratsleute auch eine Chance, die wir nutzen können, nun aus unserer Stärke heraus „unser Projekt“, bei dem schon so viel auf dem Weg ist, gemeinsam und beharrlich weiter zu verfolgen, ohne uns stressen zu lassen.

Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich sehr viel daraus schöpfen kann, sein Werk fortzusetzen und würde mich freuen, wenn wir alle diesen Moment positiv nutzen!“

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