Gedenken zum Volkstrauertag in Laurensberg

Wir brauchen als deutsche Gesellschaft doch auch die Momente des Innehaltens, wir brauchen Orte des Gedenkens, damit die vielen Opfer der beiden Weltkriege und die täglich neuen Opfer von kriegerischen Auseinandersetzungen nicht vergessen werden.

Petra Perschon, Bezirksbürgermeisterin in Laurensberg, am Volkstrauertag:

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

der 14. November 2021 ist ein stiller Tag des Gedenkens im ganzen Land, er ist der Trauer gewidmet - VOLKSTRAUERTAG !

Wir gedenken heute der Opfer von Gewalt und Krieg, an die Kinder, Frauen und Männer aller Völker! Beide Weltkriege liegen nun bereits 4-5 Generationen zurück, die Zeitzeugen sind weitgehend verstorben, die Erinnerungen verblassen gerade für die jüngeren Generationen! Und deswegen müssen wir auch darüber nachdenken, was für eine Bedeutung unser Gedenken hat, wie wir es Jahr für Jahr an diesem Ehrenmal öffentlich wiederholen.

Dies haben sich wohl auch diejenigen gefragt, die vor gut 5 Monaten dieses Ehrenmal übermalt haben. Als Symbole wählten sie die Friedenstaube und ein Zitat aus der Bergpredigt: Selig die Frieden stiften. In einem Schreiben kritisierten die anonymen Verfasser, dass sinnlose Sterben in zwei Weltkriegen und die nach ihrer Ansicht noch bis heute stattfindende Heldenverehrung vor den Mahnmalen, so wie hier in Laurensberg. Die Botschaft an uns alle: Heldengedenken gehören abgeschafft!

Das Ehrenmal ist wieder gesäubert und ich finde die Beschädigung eines öffentlichen Denkmals, Eigentum der Gemeinde, einen falschen Weg ein so wichtiges Thema in der Öffentlichkeit zu platzieren. Gespräch und Auseinandersetzung wären nach meiner Meinung der richtige Weg gewesen, auf sich aufmerksam zu machen. Denn dann hätten wir im Sinne des Volkstrauertages eine wichtige Diskussion führen können. Wir hätten dann unsere Deutung der Feierstunden, so wie sie in den letzten Jahren stattgefunden haben, dagegen setzen können. Dass wir uns in den Gedenkstunden der Vergangenheit gestellt haben und uns immer wieder mit der Schuld, die Deutschland in diesen Zeiten auf sich geladen hat, auseinandergesetzt haben. Gerade auch die Schülerinnen der Heinrich-Heine-Gesamtschule und des Anne-Franck-Gymnasiums haben mich sehr beeindruckt.

Wir brauchen als deutsche Gesellschaft doch auch die Momente des Innehaltens, wir brauchen Orte des Gedenkens, damit die vielen Opfer der beiden Weltkriege und die täglich neuen Opfer von kriegerischen Auseinandersetzungen, von Gewalt und Unterdrückung in unserer Mitte bleiben und nicht vergessen werden. Jedes Mahnmal zeigt doch auch durch die Auflistung der Namen der Toten den Schmerz, die Ohnmacht und die Hilflosigkeit angesichts des sinnlosen Sterbens im Krieg.

Die Namen der Toten auf dem Mahnmal in Laurensberg haben auch alle eine Geschichte, ein Gesicht, die wir nicht vergessen sollten. Wie hilfreich wäre es, wenn der Laurensberger Geschichtsverein den Namen ihre Gesichter und ihre Geschichten zurückgeben könnte. Ich weiß, dass er zur Zeit auch diese Recherchen betreibt, zum Beispiel über die Familie Knops, die als zivile Opfer in ihrem bombardierten Haus wegen einer geborstenen Wasserleitung zu Tode gekommen sind.Oder die Lebensgeschichte des Kaplans Hugo Zaunbrecher, in Laurensberg geboren und in Simmerath Kaplan und Krankenhausseelsorger, der mit den Aktivitäten der Nationalsozialisten nicht einverstanden war und dies auch an seine Gemeinde weitergab, der als Soldat dann an die Kriegsfront in Rußland geschickt wurde und 1942 in der Ukraine als Sanitätssoldat bei der Hilfestellung für andere Verwundete gefallen ist.

Solche Lebensgeschichten, die es zu bewahren gilt, lassen die Toten nicht in der Anonymität der Zahlen untergehen. Sie könnten uns auch in Laurensberg Mahnung und Hilfe zur Erinnerung sein.So wäre es doch ein sinnvolles Projekt zusammen mit den Schülerinnen und Schülern unserer Schulen in Laurensberg und unserem Geschichtsverein diese Recherchen weiter fortzusetzen und die Ergebnisse sichtbar neben dem Mahnmal allen zur Kenntnis zu bringen.

Unser Gedenken hat somit eine wichtige Rolle am Volkstrauertag, weit weg von Heldenverehrung und Kriegsverherrlichung. Unser Gedenken soll unseren Blick und unsere Sinne schärfen sich der Vergangenheit zu stellen, Schuld nicht zu verdrängen und dafür einzutreten, dass Krieg und Diktatur sich nicht wiederholen können.

Allen aktiven Beteiligten danke ich für die Gestaltung: dem Kirchenchor von St. Laurentius, der freiwilligen Feuerwehr, den Grenzland Trompetern und allen Schützenvereinen.                                 

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